Konzept


Grundidee

Wir bauen die falschen Wohnungen! Stimmt, denn die wenigsten Wohnungen sind geeignet, Menschen ein Leben lang aufzunehmen. Besonders Ältere und Hochaltrige finden selten eine ihren Bedürfnissen angepasste Wohnung. Die Ursache liegt in dem sehr hohen Aufwand, bestehende Wohnungen altengerecht umzubauen und der fehlenden Einsicht, bereits den Neubau altengerecht zu planen. Insbesondere die außerordentlich hohen Kosten der Bestandssanierung haben die Forschungsidee ausgelöst, den Neubau so zu planen, dass er bei Bedarf flexibel angepasst werden kann. Dies kann mit dem Leitbegriff „ready“ gekennzeichnet werden. Die Forschungsarbeit verfolgt im Kern das Ziel Standards festzulegen, die unter Berücksichtigung der Kosten für die meisten Menschen eine altengerechte Wohnung definieren. In einem dreistufigen Modell werden die Bedürfnisse hinsichtlich Funktion und Komfort berücksichtigt. Ältere Menschen sind heute gesünder und fühlen sich auch so. Zahlreiche aktuelle Umfragen bestätigen dies. Trotzdem gilt bereits für einen kleinen Teil dieser Altersgruppe eine geringe Mobilitätseinschränkung, etwa, wenn eine Gehhilfe (Stock oder Rollator) benutzt wird.

Erst bei Hochaltrigen wächst die Prozentzahl derjenigen stark an, die auf einen Rollstuhl tatsächlich angewiesen sind. Hier wird ein genereller Konflikt sichtbar: Für die meisten älteren Personen besteht keine Notwendigkeit, eine möglicherweise in vollem Umfang rollstuhlgerechte Wohnung zu bewohnen – sie werden zeitlebens in aller Regel keinen Rollstuhl benötigen. Auf der anderen Seite wächst mit zunehmendem Alter das Risiko, nach einem langen gesunden Leben schlagartig an den Rollstuhl gefesselt zu werden. Dieses Risiko ist latent immer vorhanden, selbst für jüngere Personen. Worin besteht die Lösung? In einer hohen Planungsflexibilität, die eine schnelle und kostengünstige Anpassung an die tatsächlichen Bedürfnisse ermöglicht. Eine Anpassung, die auch wieder rückgängig gemacht werden kann. Wir schlagen hier Wohnungen vor, die sich nach Bedarf und im Notfall schnell anpassen lassen, sozusagen den „Airbag für Wohnungen“.




Forschungsarbeit

Die Forschung wurde mit einem Team bestehend aus Architekten und Soziologen durchgeführt, unterstützt von einer Expertengruppe aus der Wohnungswirtschaft, Sachverständigen aus dem Baugewerbe und Gerontologen. Durch qualifizierte Befragungen konnten auch die Erkenntnisse der Wohnungsunternehmen, Planer und Nutzer einfließen. Die Laufzeit betrug mehr als zwei Jahre. Das Projekt wurde gefördert vom Bundesministerium BMFU und der Fa. Knauf, begleitet vom BBSR im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau.



Analyse bereits bestehender altengerechter Wohnprojekte

Empirisches „Herzstück“ der Forschungsarbeit ist die deutschlandweite Auswahl von 12 besonders ambitionierten altengerechten Wohnprojekten. Ergänzend wurden vier weitere Projekte aus Österreich, Schweiz, Niederlande und Dänemark aufgenommen. Alle Projekte wurden mehrfach besucht, aus Architekten-, Bauherrn- und Nutzersicht analysiert und dokumentiert. Die Projekte werden in einem eigenen Kapitel einer vergleichenden kritischen Betrachtung unterzogen.







Die Projektanalysen finden Sie im Downloadbereich oder im Forschungsbericht (S. 99ff)




Bewohnerbefragungen

Die Interviews mit den Bewohnern sowie weiteren Beteiligten zeigen, dass Vieles positiv wahrgenommen wird. Alle Befragten wollen in den untersuchten Gebäuden wohnen bleiben. (…) Für die Zukunft scheint es – trotz vielfacher positiver Beispiele – aber notwendig, den Bau von Wohnungen für das Leben im Alter zu verbessern. Die Bewohner beweisen eine hohe Geduld. Diese sollte nicht überstrapaziert werden, damit die älteren Menschen ihre letzten Jahre so eigenständig und selbstbestimmt wie möglich verbringen können. Dabei gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass auch aktivierende Elemente ein Bestandteil des Wohnens im Alter sein sollten. Eine Befragte stellt es so dar: „Ich will es halt noch ziemlich normal. […] Dass noch ein Stück Normalität da ist, nicht jetzt schon alles wegnehmen und der Körper hat dann gar keine Arbeit. Weil die Muskulatur muss ja auch erst mal sein.“

Als zentraler Aspekt des Wohnens im Alter erscheint das gemeinschaftliche Zusammenleben innerhalb der Wohnbauten. Den Befragten sind gute und intensive nachbarschaftliche Beziehungen häufig sehr wichtig. Bauliche Gegebenheiten (etwa Gemeinschaftsräume, entsprechend gestaltete Treppenhäuser oder Laubengänge) können darauf einen positiven Einfluss nehmen. Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse, die sich aus den Aussagen ableiten lassen, wiedergegeben.

Die Bewohnerbefragungen finden Sie im Downloadbereich oder im Forschungsbericht (S. 87ff)




Grundregeln für das altengerechte Wohnen

  1. Absatzfrei (schwellenfrei)
    • Aufzug
    • Erschließung außerhalb und innerhalb des Gebäudes
    • gemeinschaftliche und indiv. Räume (Wohnung, Garten, Keller, Parkpl.)
    • Flächen leicht nutzbar und verkehrssicher

  2. Ausreichend groß
    • Breite von Türen, Fenstertüren, Fluren
    • Bewegungsflächen
    • Bedienhöhen (Türe, Fenster, Heizung, Elektro, Briefkasten)
    • Wohnung (besuchs-) geeignet für Rollstuhl/Rollatorfahrer
    • Bad, Dusche, Balkon (Größe)

  3. Anpassbar
    • alle Ebenen schwellenfrei vorbereitet
    • Bad/WC, Größe vorbereitet
    • Dusche bodengleich vorbereitet
    • Küche und Essplatz/Wohnraum Kombination vorbereitet
    • Individualraum Größe vorbereitet
    • Handlauf beidseitig vorbereitet

  4. Attraktiv und sicher
    • Treppen geradläufig
    • Treppe bequem, natürliche Belichtung/Belüftung
    • Handläufe beidseitig (Treppe), Wohnung vorbereitet, griffsicher
    • Wohnungsfenster mit geringer Brüstungshöhe
    • Sonnenschutz regelbar
    • Einbruchschutz (Fenster und Türen)

  5. Automatisiert
    • geringer Kraftaufwand zur Bedienung von Fenstern und Türen
    • Hauptzugänge (Hauseingang, Tiefgarage) automatisiert
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